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01. November 2021

Tage religiöser Orientierung- Wie eine Kursfahrt nach Naumburg zu einer Reise in unser Herz wurde!

Die Kursfahrt des Religions- LKs hat uns nach Naumburg an der Saale in den kleinen Ort Rossbach geführt, in dem wir in der Jugendbildungsstätte St.- Michaels- Haus untergebracht waren. Besser gesagt, haben wir die vier Tage im sogenannten Oberhaus verbracht, zu dem man 150 steile Treppenstufen hinauflaufen musste, doch die Anstrengung hat sich gelohnt, denn der Blick über die Weinberge und nach Naumburg war von unserem Haus immer wieder aufs Neue beeindruckend.

Über die vier Tage, in denen wir überraschenderweise wenig gebetet, uns dafür aber umso mehr mit uns selbst, unserer Vergangenheit und unseren Gefühlen beschäftigt haben, wurde, durch das viele Treppenlaufen nicht nur unsere Kondition deutlich besser, sondern vor allem unsere Verbindung zu uns selbst und als Kurs.

Jede Einzelne von uns hat sich in dieser kleinen Gruppe in den gemütlichen Räumlichkeiten des Hauses so wohl und sicher gefühlt, dass wir uns sehr private, intime Dinge aus unserem Leben anvertraut, offen über unsere Gefühle gesprochen und unsere Stärken und Schwächen miteinander geteilt haben. Wir haben Spaziergänge in Rossbach gemacht, haben gemeinsam gekocht, zusammen meditiert und morgendliches Yoga praktiziert, eine Domtour und eine kleine Stadterkundung in Naumburg gemacht, wir haben gegrillt und davor unsere aufgeschriebenen Schwächen bzw. Dinge, die uns herunterziehen, im Feuer verbrannt.

Der letzte Tag hatte etwas ganz Besonderes an sich. Der Himmel war strahlend blau und die Sonne schien, sodass wir trotz Oktoberanfang im T-Shirt draußen sitzen konnten. Es war uns allen klar, dass nun diese kleine Selbstfindungsreise, das Zusammenleben im Haus und der Austausch unserer Gedanken ein Ende nehmen würde, doch Frau Franik und Frau Gönner haben es geschafft, uns ein klein wenig zu überraschen und den letzten Tag fast zum Höhepunkt der Fahrt zu machen:

Nach dem Frühstück haben wir ein paar Kastanien, Blumen und Gräser gesammelt, um ein weißes Tuch zu schmücken, welches für unseren Wortgottesdienst, den wir dank des schönen Wetters draußen gefeiert haben, als Altar galt. Nach dem Wortgottesdienst haben wir uns allen gesagt, wie besonders diese letzten Tage für jede Einzelne von uns waren und wie sehr wir es miteinander genossen haben. Somit war für uns Schülerinnen die Fahrt beendet, doch dann haben wir alle eine Art Büchlein aus hochwertigem Papier erhalten und uns wurde gesagt, dass wir uns nun gegenseitig, also jede jeder, einen Brief schreibt, in dem sie der anderen sagt, was ihre Stärken sind und wieso wir einander mögen. Anschließend haben wir uns zu sechst gemeinsam in die Sonne gesetzt und jede hat ihr „Büchlein“ gelesen.

Es ist eine Sache, wenn man sich mit Menschen wohl fühlt, sich ihnen öffnet und seine Emotionen und Gedanken mit ihnen teilt, aber es ist eine ganz andere Sache, wenn man einen Brief liest, in dem eine Person dir aus ihrem Herzen sagt, was sie über dich denkt. Jeder einzelne Brief war ehrlich und liebevoll formuliert und hat uns als Gruppe einen weiteren Schritt zusammengebracht und miteinander vertraut gemacht.

Ich wünsche jedem Menschen mindestens einmal im Leben diese Art von tiefer Wertschätzung und Verbindung zu spüren, wie wir sie auf diesen Tagen religiöser Orientierung erlebt haben.

Emma Maier