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05. April 2022

Nachruf auf Jochem Krüger 14.1.1940 - 30.3.2022

Jochen Krüger„Gelobt sei Jesus Christus!“, schallte es viele Jahrzehnte gut gelaunt durch das Lehrerzimmer und die Korridore der Liebfrauenschule. Natürlich antwortete ein so Adressierter mit einem Lächeln im Gesicht, stets wie es die Liturgie erfordert, „in Ewigkeit Amen“ und nicht etwa mit „Guten Tag, Herr Krüger, schön Sie zu sehen“, obwohl man genau das auch immer mitdachte. Der Tag schien gerettet, Zuversicht und Fröhlichkeit ließen für einen Moment den stressigen Schulalltag vergessen. Auch die säkulareren Anreden „Professore!“, „Salve Magister“ oder „Bonjour Madame, comment ca va?“ verfehlten diese Wirkung nicht.

Studiendirektor i.K. Jochem Krüger, geboren am 14.1.1940 in Waldshut/Baden kam im Jahr 1971 als Referendar für Religion und Mathematik an die Liebfrauenschule. Viele der heute tätigen Lehrkräfte kannten ihn schon als ihren Lehrer, später als Kollegen und 30 Jahre als Leiter des Fachbereichs Religion. Den Fachbereich und das Fach Religion hat er nicht nur in seiner Funktion als Fachbereichsleiter, sondern auch als Mensch, der den Glauben und Mitmenschlichkeit praktisch lebte, nachhaltig geprägt.

Schon lange im Ruhestand, blieb er der Schule verbunden, auch dadurch, dass er fünfzehn Jahre lang ehrenamtlich Nachhilfe in Mathematik gab. Dieser Draht zur KSL war ihm wichtig und riss nie ab. Immer ging es ihm zuallererst um die Menschen, denen er offen und zugewandt begegnete. Als der Begriff "Schülerorientiertheit" noch nicht in der pädagogischen Theorie angekommen war, hatte er ihn schon praktiziert, war er sein pädagogisches Credo geworden. Dies gelang ihm auch durch einen gewissen Abstand zur schulischen Bürokratie, die ja im Laufe der Jahre immer mehr um sich griff.

Seine sportliche Seite konnten wir nicht nur bei seinen täglichen Radfahrten zur Schule bewundern. Mitte der 90er Jahre sprang er bei einer Skifahrt kurzfristig für einen erkrankten Kollegen ein, den er vor Ort erfolgreich ersetzte.

In seiner aktiven Zeit setzte er sich für seine Schüler ein, interessierte sich für ihre Probleme und ihre persönliche Entwicklung. Durch seine Gelassenheit, seine Warmherzigkeit und seine verständnisvolle Art war er nicht nur bei Schülerinnen und Schülern, sondern auch bei Kolleginnen und Kollegen ein gefragter Gesprächspartner. Seine von ihm organisierten Klassenfahrten mit ausgedehnten Wanderungen und seine Kursfahrten nach Rom und sogar in die DDR sind immer wieder Gesprächsthema unter Ehemaligen, aber auch sein Unterricht und sein verständnisvoller Umgang mit den Schülerinnen und Schülern. So sei eine Kollegin stellvertretend für viele andere zitiert:
„Herr Krüger war einer der liebenswertesten Menschen, die ich kennenlernen durfte. Ich habe ihn nie in Rage erlebt, er hat nie wirklich geschimpft, war gutmütig, freundlich, achtsam, zugewandt. Er hatte eine Engelsgeduld, war engagiert, begeisterter Mathematiker und jederzeit ansprechbar für uns Kolleginnen und Kollegen, wenn wir Schülerinnen oder Schüler hatten, denen jemand auf die Sprünge helfen musste, weil sie mathematisch zu wenig Selbstvertrauen hatten.
Jeder von uns hatte einen Spitznamen von ihm. Meiner war "Tochter des heiligen Pythagoras". Als ich meinem Mann vom Tod von Herrn Krüger erzählte, wusste er sofort, von wem ich sprach: ‚Ah, der Mann mit dem Zylinder!‘ - die Tombola beim Schulball war ja sein Ding. Wir alle erinnern uns sicher ewig und mit einem Lächeln an die vielen Situationen mit Herrn Krüger, unserer guten Seele, unserem geschätzten Kollegen. Schön, dass er so lange bei uns war.“

Als langjähriges Mitglied des Fördervereins leistete Jochem Krüger wertvolle Dienste als Schriftführer und Kassenprüfer. Bei den Vorstandssitzungen schaffte er es, so sagen seine Weggefährten, auch umfangreiche Aufzeichnungen auf einem ganz kleinen Zettel unterzubringen. Unter der Schülerschaft wurde der ihm zugeschriebene Ausspruch kolportiert: „Wozu Mikrofilm, ich kann auch so klein genug schreiben.“ Diese Art von Selbstironie, denn der Satz galt auch für seine Korrekturen, machte ihn nahbar und brachte ihm weitere Sympathien seiner Schülerinnen und Schüler ein.

Die Schulgemeinde der KSL beklagt den Verlust eines liebenswerten Menschen, eines warmherzigen Kollegen und eines verständnisvollen, stets zugewandten Lehrers, der bis zu seinem Tod seine Verbundenheit mit seiner Schule in seiner ihm eigenen engagierten Art gelebt hat.

Wir danken ihm für all das, was er uns gegeben hat. Unsere tief empfundene Trauer vereint uns mit seinen Angehörigen, denen unser herzliches Beileid gilt. Wir werden oft an ihn denken, sind aber sicher, dass er an seinem neuen Aufenthaltsort mit einem aufmunternden „Gelobt sei Jesus Christus“ begrüßt worden ist, auch ohne Zylinder - am Ende der großen Tombola seines irdischen Lebens.